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Rahmenthema

Verflechtungen – Dynamiken, Strukturen, Motive

Der aus dem Bereich der Handarbeit, nämlich dem Flechten, übernommene Begriff des intreccio, der das Thema des Italianistiktags 2026 bildet, ist kein etablierter Fachterminus. Er besitzt aber ein heuristisches Potential, da er das Zusammenfügen von Elementen bezeichnet, die in einem als Ganzes wahrgenommenen Ergebnis dennoch distinkt bleiben: So wie beim Flechten eines Zopfs oder eines Korbes die einzelnen Stränge noch erkennbar sind, so gibt es auch in Literatur, Sprache und Kultur eine Vielzahl von Phänomenen, denen das Ineinandergreifen und Zusammenwirken von distinktiven Einheiten gemeinsam ist. Dabei lassen sich wie etwa in einem multimodalen Kommunikat z.B. die sprachliche und die bildliche Ebene voneinander abgrenzen, erst das Zusammenspiel der beiden Ebenen führt aber zu komplexeren, vollständigen Aussagen.

Der Begriff des intreccio scheint sich also eher auf präsente als auf latente Aspekte zu beziehen, so z.B. auf sprachliche Muster (verschiedenartig regelhafte Strukturen), Themen oder Motive in der Literatur, im Film oder Theater und somit auch bei der Sprach- und Kulturvermittlung. Auch die Verbindung von Medien (Inter-, Transmedialität) oder Modalitäten (Multimodalität) ist hier relevant, und ebenso sind die Beziehungen zwischen menschlichen und sonstigen Akteuren oder kulturellen Praktiken (Inter- und Transkulturalität) hier von Interesse. Verflechtungen finden sich darüber hinaus Sprachebenen übergreifend oder im Dialekt- oder Sprachkontakt wie in der historischen Entwicklung. Damit wird sichtbar, dass, allgemeiner betrachtet, Prozesse und Phänomene nicht monokausal oder geradlinig bestimmt sind. Vielmehr sind (neben internen Entwicklungen) unterschiedliche Faktoren und Einflüsse, die von außen einwirken, relevant. Verknüpfungen können sich dabei weiter verfestigen, aber auch auflösen – wichtig ist jedoch die prinzipielle Möglichkeit der Analysierbarkeit.

Der Dreiklang dinamiche – strutture – motivi beschreibt verschiedene Herangehensweisen. So lassen sich die motivi als Anstöße für Veränderungen sehen, aber durchaus auch als in praesentia verknüpfte Elemente innerhalb der intrecci, die das Thema intreccio selbst präsentieren und thematisieren. Die strutture sind die jeweiligen Beziehungen zwischen den verflochtenen Elementen, also zum Beispiel die konkrete Art und Weise, wie eine Verbindung von Handlungssträngen in einem Theaterstück oder Film konstruiert ist, oder auch im Kontext von Dialekt- oder Sprachkontakt entstandene hybride Formen und sprachliche Strukturen allgemein, da sie unterschiedliche lexikalisch-grammatische Aspekte bündeln, oder die Verbindungen zwischen der Fachdidaktik und deren Bezugsdisziplinen. Der Begriff der dinamiche wiederum kann einerseits diachron interpretiert werden: Wie bilden sich Verflechtungen heraus, wie lösen sie sich wieder auf? Wie werden Änderungen, Schwerpunktverschiebungen, Umperspektivierungen innerhalb der Verflechtungen evident und wodurch können sie gesteuert sein? Welche internen und externen Faktoren liegen solchen Dynamiken zugrunde? Man kann die dinamiche aber auch als Eigenschaften eines intreccio verstehen, der zum Beispiel Bewegungen anstoßen kann (Gedankenbewegungen, Emotionen, Urteile oder aber Perspektivänderungen). Nicht zuletzt spielen Dynamiken auch im Sprachunterricht eine wesentliche Rolle, etwa in der Untersuchung der Faktoren, die das didaktisch-methodische Vorgehen im Italienischunterricht beeinflussen können.

Das Tagungsthema bietet im Zeichen der intrecci Anlass zu Reflexionen über die verschiedensten Formen des Zusammenfügens und Verflechtens, ihrer konkreten Gestalten und Dynamiken, im historischen Wandel und in intermedialen, interkulturellen und sonstigen Weisen des Vergleichs.

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